Ein offenes Wort zu Translation-Memory-Systemen…
Vielleicht haben Sie schon von sogenannten Translation-Memory- oder Computer-Aided-Translation-Programmen gehört: z.B. Across, Trados, Wordfast.
Diese Systeme lesen während der Übersetzung jeden Satz mit und bewahren die Übersetzung in einem Speicher auf. Wenn später der selbe Text oder ein ähnlicher noch einmal vorkommt, schlagen die Systeme selbstständig die alte Übersetzung wieder vor, sodass er wiederverwendet werden kann.
„Jeder Satz braucht also nur einmal übersetzt werden” (wie die Hersteller in ihrer Werbung häufig betonen).
Diese Programme sind sehr sinnvoll, um die Konsistenz einer Übersetzung zu wahren. Auch ich arbeite daher mit einem solchen System (Trados).
Schädlich werden die Systeme jedoch oft, wenn verschiedene, voneinander unabhängig arbeitende Übersetzer mit einem Speicher arbeiten. Jeder Übersetzer pflegt ja seinen Sprachstil und seine eigenen Nuancen; die Übersetzung wird daher ungleichmäßig, wenn sich die Sätze verschiedener Übersetzer nebeneinander in eine Übersetzung drängen.
Dem Ergebnis kann man diese Ungleichmäßigkeit meist anmerken. Solche Dokumente lesen sich weniger überzeugend, als wenn ein Übersetzer einheitlich vorgegangen wäre.
Wenn Sie einen Übersetzungsspeicher einsetzen lassen, dann wird auch jede unscharfe, holprige oder gar falsche Übersetzung „ewig“ im Speicher aufbewahrt. Systemgemäß wird sie dann immer wieder zum Vorschein kommen und langfristig immer wieder Ihre Dokumente verunstalten. Wenn zudem eine unglücklich übersetzte Passage erst einmal im Speicher steht, folgen ihr viele weitere nach, die davon abgeleitet sind.
Übersetzungsspeicher neigen daher leider dazu, sich dauerhaft an die Qualität ihrer schlechtesten Eingaben anzupassen.
Dieses Risiko steigt mit der Anzahl beteiligter Übersetzer. Es ist besonders hoch, wenn Ihre Übersetzer angehalten werden Übersetzungen, die schon im Speicher stehen, auf jeden Fall zu übernehmen (zum Beispiel um die Kosten wiederholter Übersetzungen einzusparen).
Fazit: In der Hand eines Einzelübersetzers und vor allem zum Wahren einer konsistenten Terminologie sind TM-Systeme sehr hilfreich.
Zum Reduzieren des Übersetzungsvolumens eignen sie sich nicht. Sie riskieren die Qualität Ihrer gesamten übersetzten Unternehmenskommunikation auf lange Zeit, wenn Sie die Systeme so einsetzen.
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Bitte wahren Sie also ein gewisses Misstrauen, wenn man Ihnen Kosteneinsparungen durch den Einsatz von TM-Systemen verspricht und Sie die Übersetzer nicht kennen, deren Arbeit in diesen Systemen „zusammengesammelt” werden soll.
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